Mein Weg zum Amateurfunk
Lang lang ist's her. Zum Abschluss der 6.Klasse der Grundschule Rathendorf (ein 600 Einwohner-Dorf zwischen den sächsischen Großstädten Leipzig und Chemnitz) überreichte mir mein Lehrer, Herr Maidorn, das Buch "Mit Radio, Röhren und Lautsprecher"
des funkenden Schriftstellers Martin Selber (DM2APG).
Es war ein gutgemeinter Fehlgriff, denn dieses Buch war für mich voller böhmischer Dörfer,
vom Inhalt total überfordert legte ich es schnell wieder beiseite.
Trotzdem, etwas von dem unverständlichen Zeug über Funkwellen, Röhren, Audion & Co.blieb irgendwo in meinem Kopf hängen und ließ mir keine Ruhe.
Zum Glück hatte ich aber im Vorwort des rätselhaften Buchs einen Hinweis auf den ersten Band von Martin Selbers legendärer Technik-Kinderbuch-Serie entdeckt: "Mit Spulen, Draht und Morsetaste".
Ich wünschte mir das dünne Buch von meinen Eltern zum 12.Geburtstag und verschlang es sofort begierig.
Der Inhalt war leicht verständlich und die meisten der dort vorgestellten einfachen Bastelprojekte (Alarmanlage, Glimmröhrensummer, Telefon, Detektor, ...) habe ich trotz mancher Fehlschläge mit Begeisterung nachgebaut.
Derart vorbereitet war ich dann fit für den bislang nutzlos herumliegenden zweiten Band: "Mit Radio, Röhren und Lautsprecher".
Fortan dominierten ausgiebige Lötorgien mit "geheimnisvoll glühenden Röhren" meine Freizeit.
Den Weg zum Amateurfunk ebnete mir dann zwei Jahre später das dritte und letzte Exemplar der Technik-Serie des funkenden Schriftstellers: "Mit Logbuch, Call und Funkstation".
Ein Jahr später konnte ich die Sendelizenz erwerben und war als DM4ZGM erster Mitbenutzer der von Reinhard Dathe geleiteten Klubstation DM4GM im 20km entfernten Kurort Bad Lausick bei Leipzig.
Vielen herzlichen Dank, lieber OM Martin (DM2APG, r.i.p.), für diese drei wundervollen Kinderbücher!
Letztendlich haben diese meinen beruflichen Werdegang entscheidend beeinflusst und sicherlich auch den von Tausenden anderer junger Menschen aus der ehemaligen DDR.
PS.:
Keine Frage, dass ich nach dem Abitur unbedingt HF-Technik studieren wollte.
Es wurden 5 erlebnisreiche Jahre an der
TH Lwow in der ehemaligen
Sowjetunion (heute
Lemberg, Ukraine).
Hier erlernte ich mit Begeisterung bei Prof. Ewgeni
Fjodorowitsch Samora (ein edler Mensch und väterlicher Freund) die Berechnung
elektromagnetischer Felder und Netzwerke mit Hilfe von
Phasoren - Jahrzehnte
später gewissermaßen die
theoretische Basis meiner Programmsammlung für Funkamateure (JWD-Tools).
Die für die Berechnung mittels Computer erforderlichen mathematischen Grundlagen
(Unbestimmte N-dimensionale Y-Matrizen) werden leider
an deutschen Hochschulen nicht gelehrt, was mir die fachliche Auseinandersetzung
- selbst mit auf dem Gebiet der HF-Technik promovierten OMs - erschwert bzw. gänzlich unmöglich
macht (siehe z.B. hier).